Paket hängt beim Zoll – Was kann ich tun?
Immer wieder kommt es vor, dass eine Sendung am Zoll liegt und Kundin*innen den Eindruck bekommen, das Päckchen wäre „steckengeblieben“. Um euch eine Hilfestellung zu diesem Problem zu geben, haben wir ein ausführliches Interview mit Manuel geführt. Manuel arbeitet schon seit 5 Jahren im Fachbereich Zoll bei der Österreichischen Post. In acht fesselnden Fragen erzählt er uns, was im oben genannten Fall zu tun ist und wie man sich am besten verhalten soll.
Hallo lieber Manuel, Du arbeitest im Fachbereich Zoll bei der Österreichischen Post. Kannst du uns einmal grob erklären, wie dein Arbeitsalltag aussieht und was zu deinen konkreten Aufgaben gehört?
Den Großteil meines Arbeitstages widme ich neuen Projekten und Lösungen für unsere Kund*innen im Bereich Zoll. Warenimporte aus Ländern außerhalb der Europäischen Union nehmen zu und unsere Kund*innen haben diesbezüglich auch besondere Bedürfnisse, die befriedigt werden müssen, um in unserem kompetitiven Geschäftsfeld mit unseren Mitbewerber*innen mithalten zu können. In der verbleibenden Zeit unterstütze ich die Kolleg*innen im operativen Bereich, um Unklarheiten oder «Spezialfälle» aus dem Tagesgeschäft zu klären.
Wie bist du zu deinem Beruf gekommen und seit wie vielen Jahren bist du schon dabei?
Ich habe bereits im Rahmen meiner Ausbildung zum Speditionskaufmann erste Erfahrungen im Bereich Zoll sammeln dürfen und war später auch einige Jahre im Zollbüro einer großen Spedition tätig. Nach meinem Bachelorstudium zum „Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanager“ und einem kurzen Ausflug in die Veranstaltungsbranche bin ich vor 5 Jahren nach Wien übersiedelt und arbeite seither in der Unternehmenszentrale der Österreichischen Post.
Man liest immer häufiger, dass Pakete am Zoll hängen bleiben. Wann kommt der Zoll überhaupt ins Spiel? Gibt es Unterschiede zwischen Sendungen aus EU-Ländern und aus anderen Ländern?
Warensendungen, die aus dem Drittland (außerhalb der Europäischen Union) nach Österreich kommen, müssen dem Zoll gestellt werden und sind abgabenpflichtig. Bis zu einem Warenwert von 150,- € pro Sendung fällt die Einfuhrumsatzsteuer an, über 150,- € Warenwert Einfuhrumsatzsteuer und Zoll. Für EU-Länder gilt das nicht.
Muss ich bei jeder Sendung aus dem Ausland damit rechnen, dass das Paket am Zoll hängen bleibt?
Nein, es müssen nur Warensendungen aus dem Drittland der Zollbehörde gestellt werden. Und generell bleiben Sendungen nicht im „Zoll stecken“, die Zollabfertigung funktioniert bei Verfügbarkeit aller für die Verzollung notwendigen Daten sehr gut und auch schnell.
Woran kann es liegen, dass Sendungen am Zoll „hängenbleiben“?
Zeitverzögerungen kommen meist aufgrund von fehlenden Daten oder unplausiblen Wertangaben (Stichwort: Unterfakturierung) zustande.
Des Weiteren haben wir als Post die behördliche Vorgabe im Rahmen eines eigenen Risikoprofils Sendungen, auf die darin befindlichen Waren genau zu überprüfen. Diese Überprüfungen erfolgen im Rahmen eines zufälligen Stichprobensystems. Natürlich hat auch die Zollbehörde ein Risikoprofil, um verdächtige Sendungen einer Kontrolle zu unterziehen. Produktpiraterie ist speziell bei Sendungen aus dem asiatischen Raum ein großes Thema. Hier kommt es oft vor, dass die Zollbehörde vermeintlich gefälschte Markenware einer genauen Kontrolle unterzieht.
Gibt es einen Fall, in dem ich meine Sendung persönlich abhole und muss ich dann mit Extrakosten rechnen?
Eine Abholung der Sendung bei der Zollbehörde ist nicht möglich. Die Sendung wird nach einer stattgefundenen Kontrolle und Freigabe durch die Behörde wieder der Österreichischen Post übergeben und anschließend in die Zustellung gebracht, insofern es zu keiner Maßnahme kommt, die einer Ausfolgung an den Empfänger entgegensteht, wie z.B. die Beschlagnahmung der Sendung (Produktpiraterie oder sonstige Einfuhrverbote) durch die Behörde.
Extrakosten für den/die Empfänger*in kommen im Falle von fehlenden oder mangelhaften Daten zustande. In diesen Fällen muss die Post den/die Empfänger*in kontaktieren, um die fehlenden Daten zu besorgen, dieser Prozess ist kostenintensiv und daher müssen wir diese Kosten an unsere Kund*innen weitergeben.
Wie kann ich denn bestenfalls vermeiden, dass meine Sendung am Zoll stecken bleibt?
Der/Die Absender*in muss die für die Zollstellung notwendigen Daten und Informationen vollständig und wahrheitsgetreu angeben. Dies gilt sowohl für die Absender im Drittland (Länder außerhalb der Europäischen Union), welche Sendungen nach Österreich schicken, als auch für inländische Versender im Zuge ihrer Exporte in ein Drittland.
Kann ich mich im Fall der Fälle an den Post-Kundenservice wenden?
Ja natürlich! Das Post-Kundenservice ist immer für unsere Kund*innen und deren Anliegen da.